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Die Belagerung von Lapos

Aufzeichnungen von Titus Vulvius Mede 664n.MK über die Belagerung von Lapos

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Man Name ist Titus Vulvius Mede aus der Familie der Vulvier, Legionär in der IV. Legion und der IX. Kohorte. Ich hasse das Meer. Und ich hasse Schiffe. Gestern sind wir am Militärhafen von Segesta von einer kaiserlichen Flotte aufgeladen worden und rudern nun an der Küste des adrastischen Meeres, vorbei an allerlei Inseln die zum Großteil nicht Teil des Imperiums sind, Richtung Süden. Ziel: Lapos. Oder zumindest die Küste vor Lapos, denn Lapos selbst ist keine Hafenstadt, sie liegt ein paar Kilometer weiter Landeinwärts, Richtung Splitterwüste, das Reich der Drekkar. Lapôsh-Hadra, von Reliern vereinfacht, „Lapos“ genannt war vor ein paar Jahren noch eine unabhängige freie Handelsstadt, mächtig und reich, sowohl vom Seehandel als auch von den Karawanen der Wüsten profitierend. Als jedoch das Relische Imperium immer weiter nach Süden vordrang und schließlich die Stadt Traskyr einnahm, und somit die neue Reichsgrenze der Fluss Trask war, wurden die Drekkar nervös und begannen selbst mit der Eroberung ehemals freier oder unabhängiger Städte. Jene Drekkar die einst als loser Bund vieler Clans und Stämme aus der Wüste entstanden, nun aber als Schmelztiegel vieler Kulturen ein mächtiges Wüstenreich errichteten und ein bedrohliches Gegengewicht zum nördlich gelegenen Relien bildeten.

 

Drekkar

Die Drekkar sind kein homogenes Volk, es befinden sich zwar viele menschliche Wüstenbewohner unter Ihnen, aber auch humanoide Echsenmenschen, mit ledriger Schuppenhaut, an das Klima der Wüstenhitze gewohnt. Kriegerische Gesellen die gut gepanzert mit Schuppenrüstungen aus Bronze und Messing meist auf ebenso gepanzerten Wüstenpferden in den Kampf reiten und für Schrecken sorgen. Es gibt sogar Gerüchte, das in den Tiefen der Splitterwüste gigantische Skorpione leben sollen auf denen die Drekkar in den Krieg reiten, dies würde zumindest auch den Skorpion erklären der oft auf Ihren Bannern und Flaggen zu sehen ist. Und genau jene Drekkar eroberten vor drei Jahren die freie Stadt Lapos, und hatten somit einen Brückenkopf zum Adrastischen Meer, unserem Meer, und zum Tremanischen Ozean hin. Die angespannte Stimmung zwischen den Drekkar und dem Relischen Imperium schlug in einen offenen Krieg um, und der Kaiser schickte Legionen über Land nach Lapos, die zu einem Teil die Splitterwüste durchqueren mussten. Ebenda versandeten diese auch zum Teil und litten unter vereinzelten Scharmützeln und Attacken der Drekkar. Als die Relischen Streitkräfte in Lapos ankamen wurden sie vor den mächtigen Stadtmauern endgültig zu Brei geschossen, es endete in einer Katastrophe. Wir hatten den Gegner unterschätzt. Daraufhin erfolgte eine Invasion der Stadt über den Seeweg, Flotten brachten Relische Legionen an die Küste vor Lapos die dort Ihre Stellung befestigten und die Belagerung der Stadt begannen. Und so wurde nun auch die IV. Legion, die Legion in der ich diene, nach Lapos geschickt.

 

Ankunft bei Lapos

Zum Glück haben die Transportgaleeren ihre eigenen Rudermannschaften, und ich konnte mich die Fahrt über damit beschäftigen, mir die Küste anzuschauen. Sie wurde immer karger, trockenes Geäst und Gestrüpp wisch irgendwann nur noch gelben sandigem Gestein, nur die Inseln vor der Küste, die wir teilweise passierten schienen fruchtbarer und grüner. Ich hörte schon öfters davon das Wüsten sich ausbreiten und auch Küsten verschlingen würden. Ich musste kurz an die Sage von Atticus und seinen Abenteuern in der Wüste denken, tolle Geschichten! Im Gegensatz zu mir gefiel allerdings Atticus die Seefahrt, ich hasse es hingegen keinen festen Boden unter den Füßen zu haben. Da ich nun schon einige Jahre in der Armee diente und den höchsten Mannschaftsrang „Auror“ innehatte kannte ich auch die meisten anderen Soldaten aus meiner Einheit. Nichtsdestotrotz war es unmöglich jeden aus der eigenen Legion, oder sogar aus der eigenen Kohorte zu kennen, da man meist mit immer den gleichen Leuten Abends in der Taverne oder am Lagerfeuer saß. Da kam mir plötzlich ein süßlicher und zugleich würziger Geruch in die Nase. In meiner Nähe stand ebenfalls an die Schiffsreling gelehnt ein anderer Legionär, der sich eine Pfeife angezündet hatte. Er war schrecklich unrasiert und glotzte gedankenverloren in den Himmel. Ich war zwar kein großer Freund von Rauchzeug, hin und wieder fand ich es allerdings ganz pässlich, und auch in diesem Moment schien es irgendwie verlockend. Vielleicht war es auch nur die Langeweile, jedenfalls ging ich zu Ihm hinüber und fragte, ob ich einen Zug nehmen dürfte, er willigte freundlich ein und wir kamen ins Gespräch. Es ging um die Heimat während wir zusammen seine Pfeife rauchten. Er stellte sich als Sigerius vor und wir stellten fest, dass wir beide etwa aus der Nähe der Hauptstadt Rel kamen. Die Fahrt ging ruhig weiter und schließlich erreichten wir die Landungsküste. Da es nur sehr wenig Holz in dieser Region gab, musste das Meiste an Material für die befestigten Lager und die Belagerung über den Seeweg herangeschafft werden. Auch auf unserem Schiff wurden neben Nahrungsgütern und Legionären mehrere Tonnen Palisadenwall transportiert die nach Ankunft mittels Kränen entladen wurden. Es gab zwei große Lager, einmal eines an der Küste, indem ein provisorischer Hafen eingerichtet wurde und die Legionen ihre Zeltquartiere hatten, und einmal eines mehrere Kilometer Landeinwärts um die Stadt Lapos herum, das aus einem Belagerungswall zu Lapos hin bestand, und einem zweiten Wall nach Außen hin, falls die Drekkar versuchen sollten mit einem Entsatzheer die Stadt zu befreien. Dieser Belagerungsring wurde die letzten Monate unter riesigem Materialaufwand und größten Anstrengungen errichtet, während die Drekkar immer wieder versuchten das Einschließen der Stadt zu verhindern. Da das Imperium allerdings über den Seeweg ungehindert für den Nachschub sorgen, und ebenso die Einheiten verstärken und austauschen konnte, wurde die Stadt schlussendlich eingekesselt und stand seither unter Belagerung. Meine Kameraden und ich schlugen unser Zelt in einem schon zuvor mit Wällen und Gräben umzogenen Bereich im Küstenlager auf. Janus und Simonius kümmerten sich um das Planieren der Erde während Adrinius einen kleinen Graben zur Entwässerung um den Zeltplatz grub. Ich sagte ihm zwar das dies hier unnötig wäre da sowieso kein Tropfen Regen fallen würde, aber die Gewohnheit der Legion war Stärker in Ihm als vernünftiges Denken, guter Mann. Ich kümmerte mich mit Marcus um den Zeltaufbau während der andere Marcus (Wir hatten alleine in unserer Zenturie schon Vier Marcusse) mit den Trinkflaschen Wasser holen ging. Sigerius kam vorbei und erzählte, dass sie schon fertig mit dem Lageraufbau wären, und er etwas herumbummelte. Ich machte ihn mit meinen Zeltkameraden bekannt. Er und Simonius unterhielten sich daraufhin fast Stunden angeregt über Schweinezucht. 

 

Der Belagerungsring

Am nächsten Tag wurde schon das erste Mal zum Belagerungsring ausgerückt. Die Strecke zwischen dem Belagerungsring und dem Lager an der Küste wurde mit einer sandigen dennoch breiten Straße überbrückt, die scheinbar einst von den Händlern genutzt wurde. Statt prächtigen Waren marschierten nun relische Legionäre über das poröse Straßenpflaster. Alle wahrscheinlich mit dem Gedanken „Heute werden wir sie einnehmen“. Schnell wurde dieser Enthusiasmus   durch jene Kompanien gedämpft die wir ablösten, und sich zurück auf den Weg zum Küstenlager machten. Viele waren verwundet, übermüdet, abgekämpft und erschöpft. Ein erbärmlicher Anblick, und die Ochsenkarren, auf denen die Säcke mit den Toten lagen, waren auch erschreckend gut beladen. Aus dem Lager um die Stadt herum ragten Belagerungstürme heraus, die entweder im Bau waren oder für den nächsten Ansturm repariert wurden. Es wurden Steige und Erhöhungen angelegt auf denen Katapulte und andere Torsionsgeschütze in Stellung gebracht wurden. Mit neu mitgebrachten Holzverschlägen wurden  Schanzen für Bogenschützen gebaut aus deren Deckung heraus die Zinnen und Türme der Stadt unter Beschuss genommen werden konnten. Es war ein desaströser Anblick. Zwischen der kaputten löchrig geschossenen Stadtmauer und unserem Belagerungswall war ein Niemandsland entstanden. Wie Haare bedeckten verirrte Pfeile den Boden. Tote Drekkar die von den Mauern herunter geschossen oder gefallen sind, und tote Legionäre, die noch nicht geborgen werden konnten lagen zwischen ausgebrannten Belagerungstürmen und Rammen. Unentwegt schossen Katapulte gegen und über die Stadtmauer, unentwegt flogen Pfeile zischend von beiden Seiten durch die Luft. Wirklich zu tun hatten im ersten Moment nur die Belagerungsingenieure und die Bogenschützen. Magier hatte ich noch gar keine gesehen. Die Infanterie hielt sich außerhalb der Reichweite des drekkischen Beschusses in Bereitschaft, falls ein Sturm geplant war oder eine Verteidigung gegen einen Ausfall oder ein Entsatz Heer nötig war. Ich saß Stundenlang in voller Rüstung unter einer kläglichen Strohabdeckung in einem der vielen gezogenen Gräben, und kaute auf dem steinharten Legionsbrot herum, was wir als Proviant mitgenommen haben. So verbrachten wir den ganzen Tag, und die ganze Nacht, im Hintergrund war das dumpfe Geräusch aufschlagender Katapultprojektile zu hören, oder das Schreien von Verwundeten denen man zumeist Pfeile entfernen musste. Noch vor Einbruch des nächsten Tages endete unsere Schicht, und wir sammelten uns wieder, um zum Küstenlager zurückzumarschieren. So vergingen Wochen, ohne das irgendeine Seite großartige Erfolge verzeichnete. Die Gegenwehr vonseiten der Drekkar ließ zwar nach, aber wahrscheinlich mehr aus der Einsicht heraus das wir so schnell sowieso nicht über die Mauern kamen, und weil sie die Pfeile für die Erstürmungsversuche unsererseits sparen wollten. Ich wusste nicht, was der Plan unserer Generalität war, jedoch schätze ich wollte man die Stadt erstmal zermürben und ausreichend Sturmreif schießen bevor man einen weiteren Erstürmungsversuch wagte. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Nächtlicher Angriff

Unsere Kohorte hatte mal wieder Dienst im Belagerungsring. Ich kauerte Nachts mit Sigerius zusammen würfelnd in einem Graben, während sich Janus zusammen mit Marcus auf die Suche nach etwas essbarem machten. Wir spielten auf einem Würfelpokerspielbrett was ich vor ein paar Tagen erst von einem befreundeten Legionär kaufte, der in seiner Freizeit solche Bretter kunstvoll schnitze. Das Motiv war die Belagerung von Lapos und der Kampf gegen die Drekkar. Tolle Abwechslung … Ich setzte gerade Fünf Kupferstücke als ein schriller kurzer Pfiff durch die Nacht zischte. Wir ließen alles stehen und liegen, setzten schleunigst den Helm auf und eilten mit Schwert und Schild zu dem Offizier von dem der Pfiff ausging. Dieser sagte das gerade ein Meldereiter mit der Kunde, dass der Ostflügel des Belagerungsringes angegriffen wurde, vorbeikam. Wir befanden uns auf der Seite zur Küste hin, also auf der Westseite. Im Eilschritt machten wir uns auf den Weg nach Osten, vorbei an Katapulten und Bogenschützen die weiterhin die Mauern unter Beschuss nahmen. Es war stockfinster und nur die Fackeln die entlang der Palisaden und Gräben aufgestellt waren gaben etwas Licht. Ich hatte keine Ahnung wer neben, vor oder hinter mir lief, Formation zu halten war in dem engen Gelände zwischen den Palisadenreihen und mit dem Tempo unmöglich. Da der Osten der Stadt in einer Senke lag, war auch der Belagerungsring dort tiefer gelegen, und ich konnte, nachdem wir eine Anhöhe passiert hatten, auf die Stelle des Angriffes blicken. Ein gleißend heller Lindwurm schob sich von außen durch die Palisaden hindurch bis zur Stadt. Als sich meine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnten erkannte ich das es die angreifenden Drekkar mit ihren Fackeln waren. Sie waren hindurchgedrungen. Ein Schwarz-Roter Helmbusch, ein Offizier, drehte sich plötzlich um und rief mir und einigen anderen zu, wir sollen uns formieren und aus dem Belagerungsring raus um den Angreifern in die Flanke zu fallen. Ich hatte keine Ahnung, ob es mein Zenturio war, aber das war in dem Moment unwichtig. Es wurde ein Ausfalltor abseits der Stelle wo die Drekkar eindrangen geöffnet und wir stürmten hinaus, um uns auf offener Fläche richtig zu sammeln. Der Plan des Offiziers war es die nachströmenden Drekkar aufzuhalten und die Lücke im äußeren Verteidigungswall somit zu schließen. Wir sammelten uns in mehrere Linien und rückten nun geschlossen in die Flanke der nachziehenden Entsatztruppen vor. Es waren hauptsächlich Speerkämpfer und leicht gerüstete Truppen. Sie bemerkten uns erst gar nicht da wir keinerlei Feuerschein mit uns führten, und sie selbst wohl wegen ihrer Fackeln nicht an die Dunkelheit gewöhnt waren. Erst als wir nah genug herankamen hörten sie scheinbar das Scheppern unserer Rüstungen und sie begannen gegen uns anzurennen, statt weiter in die Bresche zu strömen. Ich war in der zweiten Reihe und stützte den Rücken meines Vordermanns als die Ersten Drekkar gegen die Schildreihe anrannten. Ohne langsamer zu werden, rückten wir weiter vor und ich stieg über sich noch krümmende Krieger die mein Vordermann erstach und gab manchen von Ihnen den endgültigen Gnadenstoß. Nun prallten wir komplett auf die Masse der eindringenden Horden, und es entbrannte ein heftiger Kampf. Von der Seite her bekam der Legionär vor mir einen Speer in den Hals gerammt und sank in sich. Ich packte seinen Nacken mit der Schwerthand und riss ihn nach hinten während ich gleichzeitig mein Schild vor ihn klappte und in dem dichten Gedränge einen Schritt nach vorne trat. Reflexartig zog ich den Hals ein damit ein Speer von der Seite mir nicht das gleiche Schicksal zufügte wie meinem Vorgänger, und schlug einem kaum gepanzertem Drekkar vor mir dabei eine Schneise in die Schulter. Ich drückte mit meinem großen Schild gegen die Masse, sodass sie kaum genug Bewegungsfreiheit hatten mich richtig anzugreifen. Ich spürte zwar das mir irgendetwas verzweifelt auf den Helm schlug, jedoch konnte ich aus der Deckung meines Schildes mehrere Angreifer gezielt mit meinem Schwert ausschalten. Da ich über Leichen steigen musste, merke ich das es vorwärtsging.  Tatsächlich hatten wir es plötzlich geschafft den Nachschub, der in die Bresche stürmte, zu unterbinden. Nun konnten wir uns auch wieder mit jenen Truppen aus dem Belagerungsring verbinden, und hatten wieder zwei Fronten und zwei feindliche Heere geschaffen. Während ein Teil den Belagerungsring nach innen hin wieder versuchte zu sichern, stand ich immer noch außen vor dem äußeren Ring und deckte das hastige Wiederbefestigen der Palisaden. Der Sturm der Drekkar ließ nach und die Fußtruppen zogen sich zurück und löschten dabei ihre Fackeln damit man Ihnen nicht folgen konnte.  Wir formierten uns vor den Palisaden und machten uns bereit für den nächsten Ansturm. Plötzlich hörte man aus der Ferne ein scheußliches dumpfes Geräusch. Es klang weit weg, war trotzdem gut zu hören, schien also unheimlich laut zu sein. Es wurde lauter und lauter bis irgendwann anfing der Sand unter den Stiefeln zu beben. Ich merkte wie ich mich mehr und mehr hinter meinem Schild klein machte und meine Versen im sandigen Boden vergrub. Neben mir erblickte ich Adrinius, er war wohl die gesamte Zeit nicht weit von mir gewesen. Allerdings bemerkte er mich nicht, da er damit beschäftigt war ängstlich in die Dunkelheit zu starren. Von der Seite weiter weg schrie jemand „Kavallerie!“ doch in dem Moment tauchte aus der nächtlichen Dunkelheit schon eine Wand glänzender Krieger auf, die auf Ihren Pferden im gestreckten Galopp  auf uns zu donnerten. Ich schob den Kopf nach unten und drückte den Helm gegen mein Schild als ich plötzlich mit einer ungeheuren Wucht nach hinten geworfen wurde. Ich lag zwischen einigen anderen Kameraden denen es ebenso erging wie mir, und versuchte Luft zu holen. Mir war schwarz vor Augen und ich tastete hektisch nach meinem Schwert, das mir beim Aufprall aus der Hand flog. Als ich langsam wieder sehen konnte, sah ich das von der Linie nichts mehr übrig war. Sie waren in uns hineingeritten als wären wir aus Papier. Von Ihren gepanzerten Pferden stachen sie nun mit Lanzen auf uns ein. Aus dem Hintergrund kamen wieder Fußtruppen der Drekkar gestürmt, die den Schockangriff der Kavallerie ausnutzten. Die Lage war dramatisch. Viele Legionäre hatten kaum Zeit wieder aufzustehen bevor sie von den heranstürmenden Fußtruppen niedergestochen wurden. Ich schaffte es wieder auf die Beine und sah am Boden den blutüberströmten Adrinius liegen. Er war tot. Ich dachte kurz daran das ich ihm noch Zehn Kupferstücke schuldig war, musste mich im nächsten Moment allerdings wegducken da ein berittener Drekkar nach mir mit seinem Säbel schlug. Ich brauchte sofort eine Waffe. Neben mir lag zum Glück Adrinius Schwert, das ich sogleich packte, wurde im nächsten Moment allerdings wieder umgeworfen da ein anderer Drekkar an mir vorbeiritt und mich das Pferd dabei umstieß. Nun lag ich auf dem Rücken und der Drekkar der gerade noch mit dem Schwert nach mir schlug, griff nun nach seinem Speer der an seinem Sattel befestigt war, um nach mir zu stechen. Ich hieb im Liegen auf die Beine des Pferdes, an die Stelle ganz unten zwischen Hufe und Rüstung, sodass sich das Tier aufbäumte und den Reiter vom Rücken schleuderte. Ich machte einen Satz auf den niedergestürzten Drekkar zu und riss ihm den Helm vom Kopf damit ich ihm einfacher die Kehle durchschneiden konnte. Ein ledriges Gesicht, mit zwei Luftschlitzen statt Nase, und kleinen dunklen Augen blinzelte mir entgegen. Er riss den Mund auf und fauchte mir eine Beleidigung auf drekkisch entgegen wobei mir seine vielen kleinen aber spitzen Zähne entgegenschimmerten. Ich war so fasziniert davon das ich eine Sekunde innehielt, was ein anderer Drekkar dazu nutzte, seinem Freund auf dem Boden zu helfen, indem er mit seiner Lanze nach mir stach. Diese prallte aber glücklicherweise an meiner Rüstung ab und ich wurde lediglich von dem am Boden liegenden Drekkar hinuntergestoßen, der sofort aufstand und zurückwisch. Ich schnappte mir ein Schild, das in meiner Nähe lag und war somit für den Drekkar mit dem Speer nicht mehr zu knacken, woraufhin auch er von mir abließ. Ich bemerkte das ich mich in der Nähe der Palisaden befand und schöpfte Mut mich in gesicherte Bereiche zurückziehen zu können. Um mich herum tobte noch immer ein wildes Gemetzel, wobei die Relischen Kräfte klar zu unterliegen schienen. Ich sah einen Legionär in der Nähe der gerade von zwei leicht gepanzerten Drekkar Kriegern bearbeitet wurde. Er schützte sich hinter seinem Schild während die Drekkar wild mit ihren Speeren auf ihn einstachen. Ich sprang hinzu und konnte einen der Drekkar von der Seite ausschalten. Der Legionär nutze den Moment und schlug dem anderen sein Schild ins Gesicht woraufhin dieser niederkam und von mir das Schwert spürte. Der Legionär war Sigerius. Ich rief ihm zu und zeigte zu den Palisaden, der Kampflärm war Ohrenbetäubend. Er verstand jedoch und nickte mir zu. Vor uns tat sich glücklicherweise eine Schneise ohne drekkische Kämpfer auf, wir spurteten los Richtung äußerem Verteidigungswall, um uns wieder in den Belagerungsring zurückzuziehen. Auch andere Legionäre versuchten sich nach und nach wieder hinter die Palisaden, die notdürftig repariert wurden, zurückzuziehen, während der Feind seinen Druck auf die äußere Mauer wieder weiter erhöhte. Wie die Lage im Inneren Wall aussah, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Auf dem Boden sah ich im Lauf etwas golden schimmern. Es war ein goldgelber Umhang, wie ihn nur höhere Offiziere tragen. Ich hielt kurz inne und zog daran. Aus dem Sand kam ein General zum Vorschein der eine stark blutende Kopfwunde besaß. Es war wohl einer der Generäle, die unter anderem den Ausfall aus dem äußeren Ring angeführt hatten. Da er noch atmete, packten wir ihn zu zweit und eilten zu den Palisaden. Einige Bogenschützen deckten die nach stürmenden Drekkar mit Pfeilen ein, um den Rückzug der äußeren Truppen zu decken. Ich sah sogar einen Magier, der seine Magie gegen die Feinde vor den Wällen wirkte. Wir schafften es und legten den verwundeten General nieder, woraufhin ein Wundarzt sofort damit begann ihm den Kopf zu verbinden. Innerhalb des Ringes schien die Lage wieder gesichert worden zu sein. Man sagte uns das die ausfallenden Drekkar sich mit den hinzugeströmten Entsatz-Truppen wieder in die Stadt zurückgezogen hätten. Ich spürte plötzlich einen heftigen Schlag auf meiner Schulter. Als ich mich umdrehte, grinste mir Simonius breit entgegen, er hatte also auch überlebt. Er gab mir und Sigerius einen Krug mit saurem Wein, und wir tranken erstmal etwas. Die ganze Lage entspannte sich wieder als auch die Drekkar von außen ihren Angriff langsam abebben ließen. Als der Morgen langsam dämmerte, kamen über die Küstenstraße einige frische Truppen an, die viel Material zur Verstärkung und zum Ausbauen der Palisaden mitführten. Wir verluden Gefallene und Verletzte auf Wägen und Karren und machten uns dann selbst auf den Weg zurück zum Küstenlager. 

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Nachwehen

Von unserer Zeltbesatzung kehrten Adrinius und einer der beiden Marcusse nicht aus der Nacht zurück. Aufgrund der Verluste und vieler Ausfälle wurde die Kohorte umstrukturiert und einige Zelte wurden zusammengelegt. So kam durch Zufall Sigerius bei uns unter. Da wir direkt an den schweren Kämpfen beteiligt waren, und unsere Kohorte mitunter eine derer war, die die schwersten Verluste zu beklagen hatte, wurden wir vorerst nicht mehr zum Belagerungsring eingeteilt. Wir kamen wieder zu Kräften und versorgten unsere Wunden. Nach ein paar Tagen kam ein schön raus polierter Offizier zu uns und fragte nach den Zwei Soldaten, die in besagter Nacht einen General gerettet hätten. Die ganze Einheit jubelte und schob unter Beifall Sigerius und mich nach vorne wobei wir uns dem Offizier mit  Gruß meldeten. Er nahm unsere Namen auf und lobte unser heldenhaftes Verhalten. Er sagte, dass der General zwar noch im Lazarett läge, jedoch auf dem Weg der Besserung wäre. Das uns mindestens eine großartige Belobigung dafür blühen würde, neben einem hübschen Bonus versteht sich. Sigerius und ich freuten uns riesig und malten uns aus wie hoch dieser Bonus wohl ausfallen könnte. Das Geld bekamen wie relativ schnell ausgezahlt, hauten es aber ähnlich schnell wieder für Bier und Wein auf den Kopf.  Die folgenden Monate wurden immer härter da die Drekkar ihre Versuche die Stadt zu befreien vervielfachten, und die Angriffe von außen auch immer zahlreicher in Form und Masse wurden während die Stadt im inneren weiter standhielt.

 

Beförderung

Nach einigen Monaten kam plötzlich ein Brief aus der Hauptstadt Rel. Durch die Belobigung durch die Rettung des Generals, und seiner persönlichen Fürsprache wurden wir, Sigerius und ich, dazu würdig erachtet in die Liktorengarde aufgenommen zu werden. Da wir beide Veteranen der Legionen mit mindestens 8 Jahren Dienstzeit waren, und uns mit unserem Heldenmut und unserer Loyalität hervortaten, sollten wir eine Ausbildung zum Liktoren erhalten, die Elite der relischen Legionen. Eine Garde bestehend aus den Tapfersten und Besten des Imperiums die dort eingesetzt werden, wo es am meisten brennt. Die ansonsten ein angenehmes Leben haben da sie den Begleitschutz für wichtige Positionen und Ämter darstellen. Bessere Ausrüstung und höherer Sold inklusive versteht sich. Wir verabschiedeten uns von unseren Kameraden, mit denen wir lange zusammen gedient hatten und mit denen wir viele gute wie auch schwere Zeiten erlebten. Das Herz war somit ein bisschen schwer, doch wir freuten uns beide darauf endlich die Heimat und vor allem die Hauptstadt mit ihren prächtigen Marmorbauten wiederzusehen. Am provisorischen Militärhafen stand ein General, als wir gerade mit unserem Marschgepäck anmarschiert kamen, bereit das Schiff zu besteigen. Es war jener General, den wir retteten. Er wünschte eine gute Reise und zwinkerte uns zu, während er uns noch jeweils einen Beutel in die Hand drückte. Auf dem Schiff angekommen legten wir unsere Sachen ab und schauten in die Beutel. Sie waren voller Silberstücke. Wir schauten noch einmal zum Küstenlager über das sich quadratisch angelegt die Zeltstädte der relischen Legionen erstreckte. Weiter hinten Richtung Horizont landeinwärts sah man Rauch aufsteigen, dort lag Lapos. Die umkämpfte Stadt. Wir waren neben dem Kapitän und den Ruderern fast alleine auf dem Schiff, da es nur Material anlieferte jedoch an dem Tag keine Truppen abtransportiert wurden. Es war sehr ruhig als das Schiff ablegte und nur das plätschernde Eintauchen der Ruder die Stille durchbrach. Ich blickte ein letztes Mal zu dem Rauch wo Lapos lag, und dachte mir „Ich hasse Schiffe“.

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